• Willkommen in der Family

5 Fragen mit Modedesignerin Melitta Baumeister

  • 29.10.2025

Designerin Melitta Baumeister ist dafür bekannt, das Alltägliche in Außergewöhnliches zu verwandeln. In ihrer Arbeit verwischt sie die Grenzen zwischen Mode und Skulptur – mit übertriebenen Silhouetten, handgeformten Materialien und unerwarteten Texturen, die ein Gefühl von innerer Bewegung vermitteln.

Die in New York ansässige Trendsetterin zählt seit der Gründung ihres gleichnamigen Modelabels im Jahr 2013 zu den markantesten Stimmen im zeitgenössischen Design. Sie wurde auch vom CFDA/VOGUE Fashion Fund ausgezeichnet.

Jetzt bringt sie ihren skulpturalen Ansatz bei Nike ein. Am 29. Oktober wird Baumeister eine experimentelle Performance und Installation in New York City debütieren. Damit schreibt sie das erste Kapitel in einer langfristigen Zusammenarbeit mit der Marke. Als Ausgangspunkt nimmt sie den Nike Vomero Premium. Sie denkt die Farbe des Schuhs neu – und macht noch so viel mehr, um eine ausdrucksstarke Studie über Bewegung und Wahrnehmung zu kreieren. Das Ergebnis ist teils Kunstwerk, teils Experiment und in der Perspektive voll und ganz menschlich.

Für Melitta wurde das Konzept "Run Like No One" zum emotionalen Kern der Zusammenarbeit. Die Botschaft lautet, Freude in der Bewegung wiederzuentdecken; beweg dich für dein eigenes Wohl, nicht für Applaus oder ein Streben nach Perfektion. In jedem Sneaker der Kollektion steckt die gleiche Philosophie: subtile Variationen, geschichtete Farben und die sichtbare Handschrift der Kunstschaffenden.

Beim Projekt geht es nicht darum, Heldenpersonen zu schaffen, erklärt Melitta, sondern darum, Aufrichtigkeit in der Bewegung zu erforschen. Diese Idee spiegelt ihre eigene experimentelle und prozessorientierte Arbeitsweise wider. Hier verrät sie, wie ihre Zusammenarbeit mit Nike zustande kam und warum Unvollkommenheit, Realismus und Verspieltheit die vielleicht wirkungsvollsten Designtools überhaupt sind.

"Was ich am Laufen so liebe, ist, dass es deine Wahrnehmung von Zeit und Raum verändert. Es ist, als würde man bekannte Umgebungen auf neue Weise erkunden. Die Orte verbinden sich mit den Gedanken, die wiederum zu Erinnerungen werden. Und der Rhythmus steckt in deinem Körper, nicht in der Stoppuhr. Das Laufen ist ein wirkungsvolles Tool für die Kreativität."

Melitta Baumeister, Modedesignerin und Nike Collab-Partnerin

Was war dein Ansatz bei der Neuinterpretation des Nike Vomero?

Als Nike mich fragte, ob ich mir eine neue Farbgebung für den Vomero überlegen kann, war meine erste Reaktion: Wir müssen eine neue Herangehensweise finden und nicht einfach nur eine Farbe mit einer anderen ersetzen. Der Performance-Aspekt des Vomero war eine zusätzliche Inspirationsquelle. Wir benötigten Bewegung und etwas Unerwartetes. Wir mussten wegkommen von der einschüchternden Perfektion eines makellosen Sneaker und stattdessen die Leute auf vielfältige und überraschende Weise ansprechen.

Mein Team und ich nahmen die Idee "auf Bewegung ausgelegt" wirklich ernst. Wir blieben nicht vor dem Bildschirm sitzen, sondern arbeiteten wie bei unseren skulpturalen Kleidern – mit unseren Händen und direkt mit echten Materialien. Das Ergebnis ist ein von Hand bemalter Sneaker. Jeder ist ein wenig anders. Genau das wird allen als Erstes auffallen, wenn sie den Vomero sehen: Die vielschichtigen Grafiken und das Storytelling, die bei genauerem Hinsehen erkenntlich werden. Ich liebe diese Art der Auseinandersetzung, aus unterschiedlichen Entfernungen und Blickwinkeln. Es verleiht eine Tiefe und gibt dem Publikum mehr Raum, um es zu erforschen und zu erleben. 

Was brachte dich anfangs zur Mode als Ausdrucksform? 

Solange ich mich erinnern kann, hatte ich bereits das Gefühl, dass Bekleidung unser Leben und unser Empfinden beeinflussen kann. Ich fühlte mich schon immer zu Leuten hingezogen, die Bekleidung nicht nur nutzten, um ihre Persönlichkeit auszudrücken, sondern auch, um ihre Identität mitzugestalten. So begann meine Liebe für Mode.

Schon in jungen Jahren, als ich so um die 14 Jahre alt war, wusste ich bereits, dass ich später mal etwas mit Bekleidung machen wollte. Ich wuchs in einer Kleinstadt auf. Dort gab es nicht so viel Mode. Meine Mama stellte mir eine Modedesignerin vor, die zu Besuch war. Mir blieb vor allem die Aussage, sie "verändere Leben, indem sie Menschen kleidet" im Gedächtnis. Als ich älter wurde, verstand ich, was sie meinte. Jemandes Identität zu verändern, oder Teil der Identität von jemandem zu sein, das war für mich einfach faszinierend. 

Wie hat sich deine eigene Erfahrung mit dem Laufen auf das Konzept für diese Performance ausgewirkt?

Bewegung war schon immer etwas ganz Essenzielles in meinem täglichen und kreativen Leben. Die Zeit und Motivation zum Laufen zu finden, während man ein Business aufbaut, ist für mich jedoch zu einer größeren Herausforderung geworden, als schneller oder weiter zu laufen. Ich wusste, dass das auch für die meisten meiner Kund:innen der Fall ist. Deswegen war das ein guter Ausgangspunkt für diese Zusammenarbeit im Allgemeinen und auch spezifisch für die Performance. Was ich am Laufen so liebe, ist, dass es deine Wahrnehmung von Raum und Zeit verändert. Es ist, als würde man bekannte Umgebungen auf neue Weise erkunden. Die Orte verbinden sich mit den Gedanken, die wiederum zu Erinnerungen werden. Und der Rhythmus steckt in deinem Körper, nicht in der Stoppuhr. Das Laufen ist ein wirkungsvolles Tool für die Kreativität.

Schon von Beginn an vermittelt die Performance ein klares Bild davon, wie wir Projekte angehen. Wir kommen nicht mit einer starren Idee an, die in jeden Raum gequetscht werden muss, sondern wir besuchen unterschiedliche Orte und suchen nach dem spezifischen Charakter, den wir in unser Konzept integrieren möchten. Es ist so ähnlich wie der Unterschied zwischen dem Laufen auf dem Laufband und durch die Stadt. Ich bevorzuge Spontanität und das Unvorhersehbare gegenüber dem Geplanten und Kontrollierten. Für unsere Performance in New York bedeutete dies, dass wir alle "versteckten" Orte der Location nutzten, die normalerweise als Lager oder interner Bereich verwendet werden würden. Tatsächlich beginnt die Performance auf diese Weise – und so betreten wir das Gebäude. Was folgt ist eine Reihe von Momenten, die sich zwischen humorvollem Surrealismus und überraschendem Realismus hin und her bewegen.

Du bist in Deutschland aufgewachsen und hast dein Label in New York aufgebaut. Sind diese beiden Orte in deiner Arbeit heute präsent?

Definitiv, vor allem im Hinblick auf meine Arbeitsmoral. Ich glaube, wenn man in Deutschland aufwächst, hat man ständig diesen Drang, sich zu verbessern, sich nicht zufrieden zu geben, etwas immer weiter zu pushen. Es ist wie so eine Art innewohnende Unruhe. Die Deutschen sind oft nicht so leicht zufriedenzustellen. Das sehe ich auch in meiner Herangehensweise an die Arbeit. Es geht immer darum, etwas zu hinterfragen, zu optimieren, weiterzuentwickeln.

Welche Geschichte oder welches Gefühl wolltest du mit dieser Performance einfangen?

Wir wollten ein Erlebnis schaffen, das sich intim und ehrlich anfühlt, um in die innere Welt der Menschen einzutauchen, die sich nicht als Läufer:innen sehen. Wir wollten sehen, wie sich diese Einstellung ändert. Es geht nicht um Perfektion oder darum, eine heldenhafte Person zu werden. Es geht um die private und manchmal fast unsichtbare Reise hin zur Bewegung.

Ich hoffe, die Menschen spüren etwas Vertrautes, wenn sie durch die Ausstellung gehen. Es geht darum, für sich selbst zu laufen, nicht für eine andere Person. Das ist es, was "Run Like No One" für uns bedeutet.

  • Design
  • Zeitschrift
  • Mission
  • Unternehmen
  • Newsroom
      • © 2025 NIKE, Inc. Alle Rechte vorbehalten