Auf dem Weg zum Sieg sind oft Zentimeter, Kilogramm oder Millisekunden entscheidend. Aber was passiert, wenn zwei Athlet:innen am Ende eines Wettkampfs gleichauf liegen?
Bei den Wettkämpfen in Tokio hatten sich 2020 zwei Sieger die Goldmedaille für den Hochsprung geteilt. Das war nicht immer möglich gewesen. Doch seit 2009 dürfen Athlet:innen bei einem Gleichstand gemeinsam entscheiden, ob sie sich den Sieg teilen oder abwechselnd bis zum Sieg weiterkonkurrieren.
Für jede Sportart gibt es natürlich detaillierte Regeln dazu, wie die Siegerin oder der Sieger ermittelt wird. Was dabei vielleicht überraschend sein mag: Die Kriterien dafür, was als Gleichstand gilt, unterscheiden sich je nach Sportart und scheinen auf den ersten Blick vielleicht äußert unwahrscheinlich – sind jedoch nie unmöglich. Hier werfen wir einen Blick darauf, was bei verschiedenen Sportarten bei einem Gleichstand passiert.
Schwimmen: Für das Team
Zunächst zur Qualifikation und zum Halbfinale: Beim Einzel auf Distanzen unter 200 Metern gilt der Gleichstand entweder bis zur letzten Qualifikation oder es kommt zu einem Swim-Off. Das heißt, die Schwimmer:innen treten erneut gegeneinander an. Bei Distanzen über 200 Metern und beim Staffelschwimmen ziehen alle Athlet:innen oder Teams mit höchstens zehn Bahnen ins Finale ein. Das sind ganz schön viele Schwimmer:innen. Landen mehr als drei Athlet:innen oder Teams bei der Qualifikation gleichauf auf dem letzten Platz, kommt es eventuell zum Swim-Off.
Weitsprung: Der nächst weite Sprung
Beim Weitsprung-Finale dürfen die Athlet:innen sechsmal versuchen, die weit möglichste Distanz zu erreichen. Beim Wettkampf gelten alle gültigen Versuche außer den Fehlversuchen (Sprünge mit fehlerhafter Landung oder Absprung hinter der Markierung). Dabei wird nur der jeweils weiteste Sprung für das Endergebnis berücksichtigt. Beim Gleichstand wird der nächst weite Sprung zur Entscheidung herangezogen.
Gewichtheben: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst
Beim Gewichtheben gibt es zwei Disziplinen: das Reißen (Snatch) und Stoßen (auch als Clean and Jerk bezeichnet). Athlet:innen haben ab Betreten der Plattform 60 Sekunden Zeit für ihren Versuch. In jeder Runde können sie dreimal versuchen, das größtmögliche Gewicht zu heben. Für das Endergebnis wird das jeweils beste Ergebnis beim Reißen mit dem besten Ergebnis beim Stoßen kombiniert. Die Gewichtheberin oder der Gewichtheber mit der höchsten Gesamtpunktzahl gewinnt. Beim Gleichstand wird die Athletin oder der Athlet zum Sieger gekürt, die oder der die höchste Gesamtpunktzahl zuerst erreicht hat.
Stabhochsprung: Immer und immer wieder versuchen
Die Springerin oder der Springer mit der höchsten übersprungenen Höhe gewinnt. Beim Gleichstand entscheidet die geringere Anzahl an Fehlversuchen über die letzte übersprungene Höhe. Besteht weiterhin Gleichstand, wird die Gesamtzahl an Fehlversuchen im Wettkampf ermittelt. Ist der Sieg danach noch immer nicht entschieden, kommt es zu einem Stichkampf. Alle Athlet:innen haben pro Höhe jeweils einen Versuch. Schaffen sie den Sprung nicht, wird die Latte niedriger gelegt. Schaffen es alle, wird die Latte höher gelegt. Der Stichkampf wird so lang weitergeführt, bis nur eine Athletin oder ein Athlet den Sprung über eine Höhe schafft.
Ringen: Eine ganz spezielle Reihenfolge
Es gibt einmal das griechisch-römische Ringen und das Freistilringen. Beim griechisch-römischen Ringen sind Angriffe nur oberhalb der Gürtellinie erlaubt und die Athlet:innen dürfen ihre Beine weder bei einem Griff noch dafür benutzen, um Gegner:innen zum Stolpern zu bringen oder sie hochzuheben. Beim Freistilringen dürfen Ringer:innen ihre Arme und Beine für Griffe benutzen. Kommt es bei beiden Varianten zum Gleichstand, wird die Siegerin oder der Sieger anhand einer langen Liste ermittelt (Priorität in absteigender Reihenfolge):
- Die höchste Einzelwertung bei einem Griff
- Die wenigsten Verwarnungen
- Die letzte erzielte Wertung (beim Freistilringen)
- Die aktivste Athletin oder der aktivste Athlet der letzten Runde (beim griechisch-römischen Ringen)