Sanya Richards-Ross erklärt, wie man den 400-Meter-Lauf gewinnt
- 1.8.2024

Die legendäre Sprinterin Sanya Richards-Ross weiß genau, wie man die Kurvenstrecke so schnell wie möglich zurücklegt: Denn schließlich hält die Nike Athletin den US-Rekord über diese Distanz und hat in London dafür eine Goldmedaille gewonnen. Sie lief im Laufe ihrer Karriere insgesamt 49 Mal und damit häufiger als alle anderen Sprinterinnen unter 50 Sekunden. Hier erzählt sie bei einer Podiumsdiskussion, was ihr Geheimnis ist und was die Sprinter:innen in Paris brauchen werden.
Die Vorbereitung auf den 400-Meter-Lauf hat es wirklich in sich. Meiner Meinung nach wird dabei nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale Ausdauer geprüft. Die Athlet:innen haben schon so lange für diesen Moment trainiert, davon geträumt, sich tausendmal den Lauf vorgestellt, auf den sie ihre Coach:innen vorbereitet haben.
Ich habe mich beim 400-Meter-Lauf immer an meinen vier P-Prinzipien orientiert:
Push: Auf den ersten 50 Metern alles geben
Pace: Die Position halten und nicht zu schnell werden
Position: Versuchen, in der letzten Kurve den Vorsprung so weit wie möglich auszubauen
Pray: Gegen Ende die Ruhe bewahren, sein Bestes geben und gewinnen
"Meiner Meinung nach wird dabei nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale Ausdauer geprüft."
– Sanya Richards-Ross, Halterin des US-amerikanischen Rekords über 400 m
Man muss sich auch schnell an neue Begebenheiten anpassen können. 2012 habe ich mit einem Sportpsychologen zusammengearbeitet, der mir sagte: "Du kannst dich nie hundertprozentig auf alles vorbereiten. Wenn etwas Unerwartetes passiert, legst du deine Hand auf den Bauch und atmest in die Hand, bis du wieder im Hier und Jetzt bist." Ich weiß noch genau, wie in London kurz vor dem Finale die Athletinnen bekannt gegeben wurden, unter anderem die Gewinnerin aus dem Jahr 2008. Das war das Jahr, in dem ich Bronze gewann. Ihr Name kam nach meinem, sie trat in ihrem Heimatland an und ich habe noch nie ein Publikum so laut jubeln gehört. Das war wirklich nervenaufreibend. Dann dachte ich, genau darauf habe ich mich doch vorbereitet. Ich legte meine Hand auf meinen Bauch, atmete tief ein und kam wieder zu mir.
Die mentale Vorbereitung ist wichtig. Nike Athletin TeeTee Terry, die in Paris antritt, sagt, man muss so tun, als hätte man schon gewonnen. Man muss das, was Sieger:innen ausmacht, verkörpern. Das sehe ich genauso. 2012 überlegte ich immer wieder: "Wie würde ich mich verhalten, wenn ich schon gewonnen hätte? Wie wäre diese Erfahrung dann?" Ich hatte dadurch viel mehr Spaß und eine gewisse Leichtigkeit. Ich hab mich so in den Sieg hineingesteigert, dass ich nicht mehr ganz so aufgeregt war. Und dann hab ich tatsächlich gewonnen.