Nachdem die Designer:innen die Rückmeldungen der Athlet:innen erhalten hatten, ging es an die Umsetzung. Die Teams machten sich an die Arbeit, die Prototypen zu erstellen, indem sie ihr fachspezifisches Wissen einbrachten. Dieses Vorgehen bezeichnet das Team als "intuitives Lesen".
Viele der Anregungen, die von den KI-Programmen ausgegeben wurden, waren einfach zu abenteuerlich. Würden sie in einen Prototyp umgesetzt, könnte ein solcher Schuh niemals den Strapazen eines dreistündigen Tennismatches auf einem schwülen Sandplatz in Melbourne oder den 360-Grad-Bewegungen eines anstrengenden NBA-Spiels auf dem Court standhalten. Sieht das aus wie ein Basketballschuh? Die Designer:innen müssen sich fragen: Wenn nicht, warum nicht? Ein erfolgreicher Prototyp, der das Potenzial hat, ein echtes Performance-Produkt zu werden, hat die Teams dagegen dazu veranlasst, sich zu fragen: Wenn ja, wie? Welche Erkenntnisse aus A.I.R. könnten eines Tages helfen, Produkte der Zukunft zu gestalten? Um diese Antworten zu finden, nutzten die Teams alle fortschrittlichen Tools, die Nike für das Erstellen der Prototypen zur Verfügung stehen: Immersives 3D-Sketching, computergestütztes Design, 3D-Druck und Simulation, aber auch traditionelle Methoden wie das Skizzieren von Hand.
Nehmen wir die Paralympionikin und Tennisspielerin Diede de Groot. Diede ist darauf angewiesen, dass ihre Füße fest in ihrem Rollstuhl sitzen, und ihre Schuhe dürfen sie nicht von ihrem Spiel ablenken. Das Team konnte Air nicht als Unterfußdämpfung im traditionellen Sinne verwenden, aber das Erscheinungsbild von Air musste trotzdem authentisch zu ihrer Vision passen. Die Lösung: Ein Schuh, der sich schnell und einfach in ihren Rollstuhl einklinken lässt und sie fixiert, ähnlich wie ein Fahrradschuh, während das Obermaterial mit Air für den nötigen Halt sorgt. Mit digitalen Methoden wie der Simulation konnten die Designer:innen den Halt und die Strapazierfähigkeit von de Groots Schuh rechnerisch testen, bevor ein echter Prototyp gedruckt wurde.
"Das Schönste an dem Projekt war, dass so unterschiedliche Köpfe an einem Tisch saßen und gemeinsam etwas geschaffen haben, indem sie die verschiedenen Techniken und Technologien ineinander fließen ließen", sagt Chen. "Wir haben ständig voneinander gelernt. Das ist der Nike Way, verschiedene Disziplinen zusammenzubringen, um etwas Neues zu schaffen."
Dank der Fertigungsmöglichkeiten von Nike konnten die Teams schnell physische Komponenten herstellen, um die Designformen direkt und in Echtzeit zu bewerten. Dann zeigt sich die ganze Leistungsfähigkeit der Einrichtungen von Nike, von den schnellen 3D-Druckern im Concept Creation Center, mit denen sich Designtheorien überprüfen lassen, bis hin zu den Air-MI-Maschinen von Nike, die sich in einem Gebäude etwa anderthalb Kilometer vom World Headquarters entfernt befinden. Sie können ein noch nie dagewesenes Air-Element nach den Vorschlägen von Athlet:innen formen.
Die Fertigung hat einen weiteren Vorteil für den Entwurfsprozess: Bei den realen Objekten werden subtile Unvollkommenheiten sichtbar, die dann verbessert werden können.
Tennisprofi Zheng Qinwen ließ sich bei ihrem Konzept von ihrem chinesischen Erbe inspirieren. Das Nike Air-Element hat die Form eines aufgerollten Drachens, der für Halt und Stabilität sorgt, und die Drachenschuppen sorgen für eine zuverlässige Traktion.
Zurück im Arbeitsbereich hält ein:e Designer:in das Muster von Qinwen hoch. Das Licht über dem Tisch lässt das Total Orange des serpentinenförmigen Air-Elements erstrahlen. Die Einkerbungen des Clips, eine Ansammlung von Drachenschuppen, die für Traktion sorgen, sind perfekt auf die Geometrie des Air-Elements darunter abgestimmt. Das ist nur aus der Nähe zu erkennen.
Bei einem früheren Prototyp passten die Texturen des Clips nicht zu den Texturen der darunter liegenden Einheit. Deshalb haben die Designer:innen von Nike ein neues Muster erstellt und die Schuppen perfekt an die Geometrie der Einheit angepasst. Außerdem wurde das Muster in Bereichen mit hoher Abnutzung rechnerisch verstärkt – eine Erkenntnis, die sich aus den umfangreichen Daten der NSRL-Tennisabnutzungstests ergab.
"Nur wenige Menschen werden das Maß an Besessenheit erkennen, das in diesen endgültigen Entwürfen steckt", meint das Kreativtalent. "Entscheidend ist, dass wir es geschafft haben."